Im kleinen Land von Königin Soralina befindet sich der schönste Spielplatz für die Kinder Naima, Chang Chu, Salim und Grisella. Eines Tages taucht Nurimanz auf, der der Königin den Hof macht. Endlich muss sie nicht mehr alleine sein. Doch Nurimanz hat Pläne ... Als ihr liebster Spielort im Wald vernichtet werden soll, begreifen die Kinder, dass sie etwas unternehmen müssen. Sie beraten sich und suchen mutig das Gespräch mit der Königin, die zunächst nicht auf die Kinder eingeht. Als die Kinder ihr jedoch von Demokratie erzählen, wird sie neugierig.
Dies ist die Kerngeschichte des interaktiv angelegten Puppentheaterstücks „Kinder, Könige und die runde bunte Welt“, das im Mittelpunkt des gleichnamigen Projekts zur Demokratiebildung in Kitas und Grundschulen steht. Das Puppenstück zeigt eine vielfältige Gesellschaft, in der vier Kinder sich ihrer Rechte bewusstwerden. Die Kinder im Publikum sind eingeladen mitzuhelfen eine Lösung zu finden. Die aktive Mitwirkung im Puppentheaterstück wird dabei sorgfältig vor- und nachbereitet. Hierfür wurde ein Leitfaden entwickelt, der Drei- bis Achtjährigen Grundprinzipien der Demokratie lebendig und praxisnah anhand interaktiver Elemente erleben und verstehen lässt. Er ist in elf Module gegliedert und legt den Schwerpunkt auf das lebensnahe Aneignen demokratischen Handelns.
Gut ausgearbeitetes didaktisches Arbeitsmaterial führt die Kinder in das demokratische Leben und Lernen ein. Zu Beginn bekommen die Kinder ihren Demokratiepass, der sie durch alle Module begleitet. Nach einer Einführung durch die Projektleitung gehen die pädagogischen Fachkräfte in Eigenregie und im eigenen Tempo in der Einrichtung vor.
Es folgen Module mit Methoden aus der Theater-, Musik- und Kreativpädagogik rund um das Thema Partizipation unter Einsatz der Handpuppen Zipa und Demo, die Szenen aus dem Kinderalltag spiegeln und das Thema Demokratie für die Kinder begreifbar machen. Die kurzen Dialoge befinden sich zum Nachspielen im Leitfaden. Dialoge mit den Puppen und eine Bildergeschichte werden, wie im Leitfaden beschrieben, zunächst gemeinsam mit den Kindern erlebt und diskutiert, bis die Kinder dann mit Hilfe selbstgebastelter Puppen ihre eigenen Dialoge spielen. Im Demokratiepass ist dafür ein Bastelbogen bereitgelegt, der möglichst individuell gestaltet werden soll. So wird ein erster Bezug zum persönlichen Leben der Kinder hergestellt.
In weiteren Modulen lernen die Kinder Demokratiekompetenzen – wie Beschwerden zu äußern, an Diskussionen (zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung) teilzunehmen und Abstimmungstechniken anzuwenden – kennen. Es geht nicht um das „richtige“ Praktizieren von Demokratie, sondern um das Kennenlernen, sich Erproben, das Erschließen eines einschlägigen Wortschatzes, die Erfahrung von Frust, das Aushalten abweichender Meinungen und die Erfahrung ergebnisoffener Prozesse. Demokratie muss beständig (neu) erlernt werden.
Wie detailliert die Kinder Demokratie verinnerlicht haben, wird bei der Aufführung des Puppenstücks deutlich, die nach der Durchführung des Leitfadens stattfindet. Die leitfadengestützten Hinführungsaktivitäten der Fachkräfte zeigen, dass die Kinder ein Basiswissen und jede Menge demokratisches Handwerkszeug erhalten haben. So gelingt der Transfer zum Theaterstück, in welchem sie differenzierte Tipps für eine für alle tragbare Lösung im Konflikt um den Lebensort im Land von Königin Soralina geben. Die Kinder erlernen dabei Kompromissbereitschaft, Empathie, einen fairen Umgang mit Minderheiten genauso wie Selbstwirksamkeit durch mitgestaltete Elemente.
Zur weiteren Vertiefung bekommen die Kitas und jedes Kind ein Lesebilderbuch mit dem Inhalt des Theaterstückes und per Downloadlink die im Stück vorkommenden Lieder nebst Geschichte als Hörspiel zur Verfügung.
Das Projekt entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen der Autorin und Projektleiterin Franziska Fröhlich, dem Projektträger wundersam anders e.V. und der Partnerschaft für Demokratie Bayreuth.
Die Pilotkindertageseinrichtungen bewerteten den Leitfaden als kindgerecht und hilfreich. Neue Prozesse konnten in den Kitas verstetigt werden. Hier einige Rückmeldungen der Fachkräfte aus den am Projekt beteiligten Einrichtungen:
Wir dachten zuerst, dass es viel Arbeit machen würde das Projekt umzusetzen, aber es war genau das Gegenteil der Fall.
Die Kinder lösen Konflikte auf einmal ganz anders.
Wir wussten ja gar nicht, was wir den Kindern alles zutrauen können.
Die Pilotphase ist mittlerweile abgeschlossen. Die Durchführung des Projekts mit dem Leitfaden zu frühkindlicher Demokratiebildung kann jedoch mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Programm „Demokratie leben!“ im Rahmen der Partnerschaften für Demokratie weiterfinanziert werden. Einige Einrichtungen im Landkreis Bayreuth haben bereits Interesse daran bekundet.
Das Puppentheaterstück kann auch außerhalb Bayreuths gebucht werden. Auch das Gesamtprojekt kann mittlerweile von Trägern in anderen Städten und Landkreisen bei der jeweiligen Partnerschaft für Demokratie beantragt werden.
Seit 2019 gibt es bereits eine Kooperation mit der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie vom Landkreis Hof, welche die Aufführung des Theaterstücks in mehreren Kitas und Schulen förderte. In diesem Jahr ermöglichte sie anlässlich des Weltkindertages auch Aufführungen für ein breites Publikum. Zudem ist geplant den Leitfaden in einigen Einrichtungen im Landkreis Hof umzusetzen. Eine weitere Partnerschaft für Demokratie hat bereits ebenfalls Interesse an einer solchen Kooperation signalisiert.
