Demokratie und Partizipation in der Kindertagespflege

Kindertagespflege demokratisch und diskriminierungskritisch gestalten

Das Teilprojekt des Bundesverbands für Kindertagespflege „Demokratie und Partizipation in der Kindertagespflege“ zielt darauf ab, bereits den jüngsten Kindern Mitbestimmung zu ermöglichen und die Kindertagespflege insgesamt demokratischer und möglichst frei von Diskriminierung zu gestalten. Dafür werden zahlreiche Fortbildungen und Arbeitshilfen angeboten, die Fachberater*innen und Referent*innen unterstützen.

Ende 2022 berichteten Medien über einen Fall aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim: Eine Kindertagespflegeperson klagte gegen die Entscheidung des Jugendamtes, ihre Pflegeerlaubnis nicht zu erneuern. Der Grund: Ihr Ehemann war aktives Mitglied der NPD und sie selbst hatte immer wieder an Veranstaltungen der rechtsextremen Szene teilgenommen. Das Verwaltungsgericht entschied, dass das Jugendamt den Fall neu prüfen müsse, da die bisherigen Argumente nicht ausreichten, um die Erlaubnis zu verweigern.

Dieser Fall bewegte den Bundesverband für Kindertagespflege dazu, sein Engagement für die Prävention von Rechtsextremismus und Diskriminierung in der Kindertagespflege weiter zu intensivieren. Unterstützt wurde er dabei von Eva Prausner vom Projekt „ElternStärken“ der pad gGmbH. Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist das Kinderrecht auf Nicht-Diskriminierung, festgehalten in Artikel 2 der UN-Kinderrechtskonvention.
 

Herausforderungen im Alltag

Um zu erfahren, wie verbreitet Rechtsextremismus und Diskriminierung in der Kindertagespflege tatsächlich sind, wurde im Herbst 2023 eine Befragung unter Fachberater*innen durchgeführt. Auch wenn die Ergebnisse mit 84 Rückmeldungen nicht repräsentativ sind, geben sie wertvolle Hinweise und Erkenntnisse.

31 Fachberater*innen gaben beispielsweise an, bereits in Kontakt mit Rechtsextremismus gekommen zu sein, sei es durch Eltern (11 Nennungen), Kindertagespflegepersonen (13 Nennungen) oder Kolleg*innen (14 Nennungen). Über die Hälfte der Befragten berichteten von diskriminierendem Verhalten, insbesondere gegenüber Kindern mit besonderem Förderbedarf, anderen Familiensprachen als Deutsch oder religiösen Ernährungsvorschriften.

Die Befragung bestätigt, dass Fachberater*innen, Referent*innen und Kindertagespflegepersonen Fortbildungen und Beratung brauchen, um Rechtsextremismus zu erkennen und vorzubeugen. Fortbildungen sollten aber auch alle Themen rund um Diskriminierung abdecken - insbesondere im Hinblick auf Kinder mit Behinderungen. Außerdem muss es bessere Unterstützung für Kindertagespflegepersonen geben, damit sie sich zutrauen können, Kinder mit besonderem Förderbedarf aufzunehmen.
 

Angebote zur Unterstützung

Um den Fachkräften die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, bietet das Projekt „Demokratie und Partizipation in der Kindertagespflege“ verschiedene Fortbildungsangebote und Materialien an. Der Online-Fachtag im Dezember 2023, der sich mit den Themen Rechtsextremismusprävention und Antidiskriminierung befasste, stieß auf großes Interesse. Die Dokumentation der Veranstaltung ist online zugänglich.

Auch eine zweitägige Fortbildung unter dem Titel „Kindertagespflege demokratisch und diskriminierungskritisch gestalten“ wurde angeboten. Die Veranstaltung diskutierte auch ganz konkrete Fälle aus der Praxis. So wurde etwa von einer Teilnehmerin berichtet, dass in ihrem Landkreis zunehmend Rechtsextreme ansässig würden. Eine andere Teilnehmerin erzählte, dass eine Kindertagespflegeperson keine Kinder betreuen wolle, die sich an religiöse Ernährungsvorschriften halten. Die Fortbildung lud zum Austausch ein und gab den Fachberater*innen Handlungsmöglichkeiten an die Hand, wie in solchen Fällen agiert werden könne.

Die Projektangebote unterstützen Fachberater*innen dabei, Rechtsextremismus zu erkennen und Diskriminierung entgegenzuwirken. Auf der Schwerpunktseite des Projekts finden sich dazu zahlreiche Informationen. Aktuell erschienen ist die Handreichung „Ich gehöre hier hin, so wie ich bin“, die neben einer Bestandsaufnahme auch zahlreiche Präventionsmöglichkeiten und Tipps für den Umgang mit rechtsextremen Diskriminierungen in der Praxis gibt.

Die Rückmeldungen zu den Maßnahmen sind sehr positiv: Viele Fachkräfte fühlen sich nun besser gerüstet, um sich intensiver mit diesen wichtigen Themen auseinanderzusetzen. Eine Fachberaterin schrieb: „Ich finde es ausgesprochen gut, dass der Bundesverband sich frühzeitig des Themas annimmt, denn ich befürchte, dass wir uns erst am Anfang der Radikalisierung nach rechts befinden.“

Weitere Informationen zum Projekt und seinen Angeboten finden sich hier.

Ein Mann und ein Kleinkind spielen zusammen mit Bauklötzen.
©Halfpoint/Shutterstock

Kontakt

Bundesverband für Kindertagespflege
Dr. Teresa Lehmann
t.lehmann(at)bvktp.de

www.bvktp.de/